Sing,
Vogel meiner Seele, sing! - Heloise
Ph. Palmer
Am Abend des 27. April ward den Studenten und Zuhörern im Kammermusiksaal der Musikhochschule Stuttgart ein ganz besonderes Konzerterlebnis zuteil: Die Pianistin und Künstlerin Heloise Ph. Palmer gab ein muïetisches Konzert, welches sich thematisch dem konfliktreichen Nahen Osten widmete und dabei besonders auf die Nachbarschaft der Staaten von Israel und Ägypten einging. Das Ringen um Frieden, den es auf das Tägliche zu erhalten gilt, die Unversehrtheit der menschlichen Seele, die rein und unschuldig in solche Konflikte geraten kann, die für uns unfassbaren Umstände dieses ganzen Komplexes: Heloise Ph. Palmer hat sie mit Musik, Texten und Bühnendarstellung höchst sensibel und intensiv gezeichnet.
Der Konzertsaal war für das ganze Konzert abgedunkelt
und nur ein Scheinwerferlicht erhellte den Flügel und die Pianistin. Zur
Rechten fand sich eine Leinwand, die zunächst einen Halbkreis, dann gegen
Schluss einen vollen Kreis zeigte. Symbol für den Kreidekreis und dessen
historische Implikatur. So wurde auch der Vogel in all seiner Bedeutung zum
übergeordneten Leitmotiv des Abends. Der Vogel und die Seele, die so einfach
ihre Flügel strecken und - um es mit Eichendorff zu sagen - am Ende den seligen
Wunsch eines Zuhauses finden können. Der Flügel war gewissermaßen auch optisch
zu erleben und zu begreifen, es war das Instrument, das beide Länder und beide
Kulturen einte, indem es beider Musik gleichermaßen zu Gehör brachte. So wurden
denn abwechselnd Stücke israelischer und ägyptischer Komponisten gespielt, und
von Texten (Heloise Ph. Palmer), welche zugespielt wurden, komplettiert.
Dabei versicherte die Pianistin, dass die Auswahl
keinesfalls leicht fiel. Es finden sich in der Tat Stücke von höchst
unterschiedlicher Qualität unter der Zusammenstellung. Dennoch war auch dies
ein interessanter Punkt, zeige er doch den von ihr bemängelten Anachronismus
auf und verdeutliche damit den zum Geleit gegebenen Impuls “wie wichtig es
ist, sich nicht mit der Vergangenheit zu blenden, sondern im Jetzt zu handeln.”
So war auch eine sehr kontrastreiche Zusammenstellung
von Werken zu erleben, von sehr impulsiven Stücken wie Sabrys “Moderato &
Allegro”, welches dem “Kind” als weiteres Motiv des Abends durch teils
spielerische Rhythmen und gesanglichen Klängen eine weitere Stimme gab, obwohl
es doch kaum zu sprechen im Stande scheint, bis hin zu sehr fein gezeichneten
und ruhigen Momenten, wie sie in John Palmers “Midnight doesn’t BE” zum
Ausdruck kamen. Mit Schumann endete das Programm und seine “Gesänge der Frühe”
wirkten nach diesem Konzert wahrlich wie ein sehnender und appellierender Ruf
nach Frieden und Unversehrtheit, nach Achtsamkeit und einem aufrichtigen und
respektvollen Umgang miteinander.
Heloise Ph. Palmers Konzept zu einer neuen
Klangwahrnehmung und einem erneuerten Zugang zu klassischen Konzerten stellt
damit tatsächlich eine weitere mögliche Form der Konzertrezeption dar.
Mai 2015; Marcus C. (Komposition)