Zu Beginn erklang - elektronisch eingespielt - das Gedicht Eintritt [von Heloise Palmer]. In dem Gedicht wurde ein Du aufgefordert, wieder einzutreten in das offen gehaltene Herz des Ichs. Trotz der Tatsache, daß ein Du angesprochen wird, hat das Gedicht dennoch den Charakter eines inneren Monologs und nicht eines Dialogs, da von dem Du eine Antwort weder erfolgt noch überhaupt erwartet wird; vielmehr werden lediglich Emotionen und Gedanken des Ichs wiedergegeben. Zum Ende hin wird aus dem getrennten Ich und Du ein gemeinsames Wir. Es endete mit der paradox scheinenden Formulierung: erinnern gemeinsam wir unsere Zukunft (welche aber dadurch auflösbar wird, daß "erinnern" im eigentlichen Sinne zu verstehen ist, nämlich als "verinnerlichen"). Hier tritt das Dreigespann der Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Vers in Erscheinung. [...]
Über das darauffolgende Stück Der Dichter spricht aus Robert Schumanns Kinderszenen op. 15 sagte Alfred Cortot im hohen Alter als er dieses Stück unterrichtete: "It seems to me that this last piece, The Poet speaks, which is the title Schumann gave to this immortal work should be conceived as a kind of intimate reverie. It's not just about making a beautiful sound and expressive phrasing... You need also to create a sense of dreaming. The truth is, you need to dream this piece rather than play."
Heloise Palmer spielte dieses Stück ganz im Sinne Cortots: verträumt und "entschwebt". [...]
--- Juli 1 2014, N. Pfeffer, Gitarre